MINT

Bildung in Böblingen

Kleines Kind als Albert Einstein verkleidet

Marie Curie, Lise Meitner, Rosalind Franklin, Christiane Nüsslein-Volhard. Diese Namen sind nur eine kleine Auswahl herausragender Wissenschaftlerinnen. Trotz dieser positiven Beispiele gibt es in Deutschland zu wenig Frauen in sogenannten MINT-Berufen. Das Akronym steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Böblingen bietet in den Sommerferien für Schülerinnen und Schüler das Programm Expedition Einstein. Bei diesem Ferienprogramm führen erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen die Mädchen und Jungen an die MINT-Fächer auf interessante und spielerische Weise heran.

Die Redaktion hat mit der Leiterin Elisabeth Frank gesprochen.

Interview mit Elisabeth Frank

Wie unterscheidet sich das Interesse von Jungen und Mädchen für Technik/Naturwissenschaften?

In Deutschland – ganz besonders in den alten Bundesländern – zeigen Jungen ein deutlich höheres Interesse an Physik und Technik. Dies zeigt sich zum Beispiel auch in der Abwahl von Physik durch die Mädchen in der gymnasialen Oberstufe oder im geringen Anteil von Schülerinnen in technischen Gymnasien. Dagegen ist Biologie bei beiden Geschlechtern ein beliebtes Fach. Medizin, Tiermedizin und Pharmazie werden von weitaus mehr jungen Frauen als Studienfach gewählt, ein winziger Anteil von jungen Frauen entscheidet sich für Maschinenbau und Elektrotechnik- im krassen Gegensatz z.B. zu Frankreich und Italien.

Die Gründe dafür sind sozialisationsbedingt: In unserer Gesellschaft gibt es die Allianz Technik, Macht und Männlichkeit – während Physik, das zeigen viele Studien - Mädchen "unsexy" macht. Lehrkräfte der MINT-Fächer sind häufig wenig geschult bezüglich eines gender-sensitiven Unterrichts, der Mädchen und Jungen gleichermaßen ansprechen würde. Sogenannte weibliche "MINT- rolemodels" als Identifikationsmöglichkeiten für Mädchen fehlen im gesamten deutschen Medienbereich völlig. Dabei hat z.B. die filmische Präsenz von Kommissarinnen den Frauenanteil bei der Polizei deutlich wachsen lassen. Auch die Mehrzahl der Eltern ermutigt ihre Töchter zu wenig für den technischen Bereich.

Was sollte eine Stadt tun, um Kinder für MINT-Fächer bzw

Da sehe ich eine ganze Reihe von Möglichkeiten:

  1. Ausstattung der Schulen mit ausreichendem Experimentiermaterial für Schülerübungen
  2. MINT-Angebote bei außerunterrichtlicher Betreuung in Richtung der Ganztagesschule.
  3. Schaffung eines "Pools von jugendlichen MINT-AssistentInnen" samt laufender Weiterqualifizierung, die die Angebote unterstützen können.
  4. MINT-Angebote in den Schulferien und an Wochenenden.
  5. Bilden einer Plattform für Partnerschaften zwischen Schulen und Firmen in der Region, damit nicht jede Firma und jede Schule das "Rad neu erfinden" muss.
  6. Informationsplattform für sämtliche MINT-Angebote der Stadt Böblingen und vor allem für ältere Jugendliche, auch Hinweise auf Veranstaltungen in den Nachbarregionen.
  7. Speziell für Mädchen: Schaffung eines Pools von weiblichen "rolemodels", die bei Bedarf angefordert und in Veranstaltungen eingebunden werden können.

Dabei ist wichtig, nicht nur punktuell zu motivieren, sondern Angebote für alle Altersstufen zu machen, um die Kinder und Jugendlichen fortlaufend und langfristig einzubinden.

Wie gehen Ihre Angebote mit den unterschiedlichen Interessen um?

Ich möchte dies am Beispiel des seit Jahren in Böblingen durchgeführten Science Camps „Expedition Einstein“ erläutern. Zielgruppe sind 10 bis 12jährige Kinder. Die Konzeption verbindet eigenes Experimentieren und forschendes Lernen im MINT-Bereich (mein Bereich) mit einem gleichlangen erlebnispädagogischen und sportlichen Anteil (Erlebnispädagogen aus Freiburg).

Es gibt eine gemeinsame Mittagspause, gemeinsame Bewegungsspiele, gemeinsame Exkursionen…., aber auch für jeweils 3 Stunden vormittags und nachmittags reine Mädchen- und Jungengruppen. In diesen geschlechtshomogenen Gruppierungen sind die Lernziele gleich- die Wege zum Ziel oft unterschiedlich. Da gibt es den größeren Bewegungsdrang der Jungen, ihre größere Abenteuerlust, ihre größere Bereitschaft zum Verändern der Fragestellungen (für mich eine große Qualität der Jungen – im Schulunterricht eher lästig). Die Mädchen in diesem Alter dagegen haben häufig einen Entwicklungsvorsprung von bis zu 2 Jahren, ihre Feinmotorik ist besser entwickelt, ein selbstbebautes technisches Objekt muss nicht nur funktionieren, sondern auch ästhetischen Ansprüchen genügen und Naturwissenschaft und Technik müssen im Kontext zu Mensch, Natur, Umwelt, Zukunft stehen, um interessant zu sein. Jungen sind da vergleichsweise anspruchslos.

Eine MINT-Assistentin und ein MINT-Assistent (Teilnehmende von früheren Camps) unterstützen uns fachlich und pädagogisch und sind Ansprechpersonen, die den Kindern vom Alter her viel näher stehen.

Bitte geben Sie uns noch die Infos für die Anmeldung bei der "Expedition Einstein"

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.

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Weitere Informationen

Elisabeth Franke

Elisabeth Frank

Elisabeth Frank ist u. a.

  • Studiendirektorin
  • Lehrbeauftragte für Physik an der Universität Ulm
  • Buchautorin
  • Initiatorin und Koordinatorin zahlreicher MINT-Projekte für Kinder und Jugendliche

Mehr über Elisabeth Frank finden Sie auf ihrer Internetseite.

Kontakt

Tel.: 0711 / 34 818 27
E-Mail
www.elisabethfrank.de