SrV Mobilität in Städten 2018

Wie bewegt sich die Böblinger Bürgerschaft fort?

Im Zeitraum Februar 2018 bis Januar 2019 hat die Technische Universität Dresden im Rahmen des Forschungsprojekts „Mobilität in Städten – SrV 2018“ Haushaltsbefragungen in vielen Städten in Deutschland, darunter auch in Böblingen, durchgeführt. Dank der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger hat die Stadt Böblingen nun erstmals Informationen darüber, wie die Bürgerschaft unterwegs ist.
SrV seht für System repräsentativer Verkehrsbefragungen. Das Forschungsprojekt wird seit 1972 ca. alle fünf Jahre durchgeführt. Dabei werden alle Personen eines Haushalts mit Haupt- oder Zweitwohnsitz in vielen deutschen Städten zu ihrem Mobilitätsverhalten an einem Stichtag befragt. Außerdem werden Haushalts- und Personenstrukturdaten erhoben. Die erhobenen Daten liefern eine Aussage darüber, wie die Bürgerschaft der jeweiligen Stadt mobil ist. Eine Aussage über Einpendler, Besucher oder Durchgangsverkehre kann damit nicht gemacht werden – es ist vor allem eine wertvolle Untersuchung, wie wir Böblingerinnen und Böblinger in unserer Stadt unterwegs sind, auch im Vergleich mit anderen Städten.
In Böblingen wurden insgesamt 1011 Personen befragt, was einer repräsentativen Stichprobe für die Einwohnerzahl der Stadt Böblingen entspricht. Bei allen Teilnehmenden möchten wir uns nochmals herzlich bedanken!

Modal Split

Das wichtigste Ergebnis der Verkehrsbefragung ist die Verkehrsmittelwahl – Modal Split genannt. Der Modal Split gibt als prozentuale Darstellung an, wie viele Wege mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt werden. Dabei spielt unter anderem die wirtschaftliche Situation einer Region, die Topografie und das Verkehrsangebot für die einzelnen Verkehrsmittel eine Rolle.

Haushalts- und Personenstrukturdaten

Von den 1011 befragten Personen gaben 73% an, dass der erhobene Stichtag normal verlief. Die häufigsten Gründe für einen nicht-normalen Tag waren Krankheit und Urlaub. Homeoffice hat zum Zeitpunkt der Erhebung nur etwa 3% zu einem nicht-normalen Tag geführt. 94% der Befragten waren an ihrem Stichtag mobil.
49% der Befragten waren weiblich und 51% männlich. Der Großteil der Befragten ist zwischen 25 und 64 Jahren alt. In der Erhebung wurden aber auch Wege von Minderjährigen erheben, stellvertretend durch die Eltern. Dies ist beispielsweise für die Bewertung von Wegen zum Kindergarten bzw. zur Schule aber auch für den Besetzungsgrad von Fahrzeugen relevant.

Mobilitätszielsetzungen

Mobilitätszielsetzungen 2030
Mobilitätszielsetzungen 2030

Ausgehend von den Ergebnissen des Forschungsprojekts sowie den Mobilitätszielen des Landkreises Böblingen und der Landesregierung Baden-Württemberg hat sich die Stadt Böblingen messbare Mobilitätszielsetzungen für das Jahr 2030 gesetzt.
- Reduzierung des MIV um 10% im Binnenverkehr
- Radverkehrsanteil bei einer Entfernung zwischen 1 km und 5 km auf 25% erhöhen
- Steigerung der Car- und Bike-Sharing-Nutzerzahlen auf je 15%
- Reduzierung der morgendlichen Spitzenstunde (MIV) im Berufsverkehr auf 30%
- Reduzierung des MIV-Anteils bei Wegen zum Kindergarten bzw. zur Schule auf 20%

Mit diesen Zielsetzungen möchten wir das Ziel einer lebenswerten Stadt weiterverfolgen, die Verkehrssicherheit steigern, die klimafreundliche Mobilität stärken und damit einen Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen leisten.Die Zielsetzungen werden als Grundlage für die Aktualisierung des städtischen Verkehrskonzepts „Mobilitätskonzept 2020“ und für die Maßnahmenentwicklung dienen. Im Rahmen der Aktualisierung werden wir auch die Bürgerschaft wieder mit einbeziehen.

Hier gelangen Sie zur Drucksache, die am 21.07.21 mehrheitlich beschlossen wurde "Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Mobilität in Städten - SrV 2018" und Mobilitätszielsetzungen" (937,3 KiB)

Vergleich mit anderen Städten

Um die Ergebnisse der Studie besser einordnen zu können erstellt die TU Dresden Auswertungen für Vergleichsstädte. Hierbei spielt die Topographie und die Einwohnerzahl eine Rolle. Die Stadt Böblingen gehört genauso wie Sindelfingen zur Kategorie „Mittelzentrum hügelig“. Die Werte für den Modal Split sind bei Böblingen und den Vergleichsstädten nahezu identisch. Sindelfingen hat einen geringeren MIV-Anteil zugunsten des Radverkehrs.
Im Nachbarlandkreis Tübingen hat die Stadt Tübingen an der Erhebung teilgenommen. Der Modal Split der Universitätsstadt unterscheidet sich trotz der hügeligen Struktur erheblich von Böblingen. Die Tübinger Bevölkerung legt 32% aller Wege mit dem MIV zurück, 30% zu Fuß, 23 % mit dem Rad und 15% mit dem ÖV. Im Binnenverkehr ist der Anteil von Fuß- und Radverkehr sogar noch höher. Der MIV Anteil beträgt für Wege innerhalb der Stadt nur 24%.

Begriffserklärung

Modal Split: Verkehrsmittelwahl auf einem Weg
Weg im Sinne der SrV-Erhebung:
Ein Weg ist eine Ortsveränderung, deren Quelle (Startort) und/oder Ziel außerhalb des eigenen Grundstückes liegt. Außerdem ist ein Weg durch genau einen Zweck definiert (z. B. zur Arbeit, zum Einkauf, nach Hause). Ein Sonderfall bei der Erhebung sind Rundwege (z. B. Spaziergänge), bei denen Quelle und Ziel identisch sind. Diese werden als zwei getrennte Wege im Sinne von Hin- und Rückweg erfasst.
Auf einem Weg können mehrere Verkehrsmittel genutzt werden. Für den Modal Split ist dann das sogenannte Hauptverkehrsmittel relevant. Dieses geht aus einer Hierarchie hervor, welche die Verkehrsmittel nach ihrer entfernungsbezogenen Leistungsfähigkeit sortiert (bspw. Zug – Pkw – Fahrrad – zu Fuß).

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