Freilicht-Theater auf dem Marktplatz: Die Zuschauer*innen entscheiden
Liebe Böblinger*innen,
vor 500 Jahren nahm die Geschichte des Deutschen Bauernkriegs in Böblingen eine entscheidende Wendung: Die Aufständischen,die für Freiheit und grundlegende Rechte protestierten, wurden vor den Toren der Stadt vernichtend geschlagen. Zum Gedenkjahr 2025 erinnern wir daran auf vielfältige Weise. Nun werden in einem ebenso spannenden wie innovativen Freilichttheater unserer städtischen Kunstschule ab 10. Juli an zwölf Abenden historische Entscheidungen lebendig– direkt auf unserem Marktplatz.
Im Rahmen des interaktiven Theater-Events „Äbtissin oder Magd – Entscheidungen machen Geschichte“ präsentieren 27 Darstellende auf vier Bühnen ein besonderes Erlebnis. Das Stück wurde eigens für das Böblinger Gedenkjahr von Tobias Ballnus und Tanja Frank geschrieben, die beide an unserer DAT-Kunstschule – DAT steht für Dance, Art, Theater – tätig sind.

Worum geht es?
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Äbtissin Christina, die ein Kloster leitet, und die Magd Margarete, eine Leibeigene dieses Klosters. Als die zum Kloster gehörende Mühle abbrennt, entsteht eine dramatische Notlage: Ohne die Mühle können die hungernden Bauern kein Brot mehr bekommen. Doch das Kloster verfügt nicht über die Mittel, um einen Neubau zu finanzieren. Der Brand wird so zum Auslöser für einen Aufstand – der Funke, der die lange unterdrückte Wut der Bauern entfacht. Denn die Felder sind karg, und die Last von Steuern und Abgaben drückt schwer auf der Landbevölkerung. Inmitten dieser Krise tritt die kluge Magd Margarete hervor und trägt der aufgeklärten Äbtissin Christina die Sorgen und Nöte der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner vor.
Wird die Äbtissin auf die Magd hören? Wird sie einen Weg finden, den Bauern zu helfen? Oder bleibt den Verzweifelten nur der Aufstand gegen die Obrigkeit, um ihre Not zu lindern? Schon formulieren sie die „Zwölf Artikel“ – ein Manifest, in dem die sie Gerechtigkeit und grundlegenden Rechten fordern. Ist das schon ein Schritt zu viel? Doch auch die Äbtissin ist nicht frei in ihren Entscheidungen. Kann sie sich gegen den machthungrigen Vogt durchsetzen, der sich den Grundbesitz des Klosters aneignen will? Und wie soll sie den Forderungen des Fürstbischofs nach noch mehr Abgaben begegnen? Entscheidungen müssen getroffen werden.
Publikum entscheidet über Lauf der Geschichte
In diesem interaktiven Theatererlebnis treffen die Zuschauer*innen die Entscheidungen für die beiden Hauptfiguren und verändern so den Lauf der Geschichte. 33 mögliche Szenen und 16 mögliche Enden eröffnen alternative Versionen des Bauernaufstands. Für ein optimales Hörerlebnis erhalten die Gäste beim Einlass Kopfhörer, mit denen sie das Geschehen auf den einzelnen Bühnen separat verfolgen können.
Es spielen das DAT-Ensemble und der Theaterjugendclub. Das Stück ist für Personen ab 12 Jahren empfohlen. Karten sind über das Reservierungsportal Reservix erhältlich, Restkarten gibt es an der Abendkasse. Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn lockt ein Imbiss mit Pizza und Getränken. Außerdem lohnt sich auch der mehrmalige Besuch: Wer eine weitere Variante der Geschichte sehen möchte, erhält an der Abendkasse ein rabattiertes Ticket.
Weitere Informationen zu den genauen Terminen
Wie würden wir handeln?
Das Freilichtspektakel auf dem Marktplatz verknüpft die historische Dimension der Ereignisse mit der Gegenwart. Erlebbar wird, wie unser individuelles und kollektives Handeln die Gesellschaft prägt und wie relevant moralische Entscheidungen bis heute sind. Es stellt Verbindungen zu aktuellen Fragen über Verantwortung, Mitbestimmung, Mitgestaltung und Widerstand her und regt an, über unsere demokratische Realität nachzudenken.
Ich freue mich auf 12 mitreißende Theaterabende und lade Sie sehr herzlich ein: Lassen Sie sich diesen kulturellen Höhepunkt im Herzen Böblingens nicht entgehen!
Ihr
Dr. Stefan Belz